Mein erster Artikel auf diesem Blog erzählte von meiner Einsicht, für die Rente dringend etwas tun zu müssen. Die Entscheidung war klar, es sollte über die Ausschüttungen verschiedener Investments laufen.
In der Nachfolge habe ich mir dann Gedanken zu den Themen "Wie viel Einkommen brauche ich wirklich?", "Wie viel Kapital benötige ich?" und "Wie komme ich an das benötigte Kapital?" gemacht, deren Ergebnisse ich in einer kleinen Artikelserie festhalten werde.
Eine erste Zusammenfassung findest Du auf meiner Seite "Meine Rente".
Nun zum heutigen Thema: Wie viel Einkommen brauche ich wirklich?
Ich muss gleich vorne wegschicken, dass ich keine wirkliche Antwort habe, sondern mich nur der Antwort näheren kann. Eine entsprechende Formel hat leider zu viele Variablen, die sich in den nächsten 19 Jahren noch zu sehr ändern können.
Deshalb habe ich mich dem Thema von der Seite genähert. Ich habe mir angeschaut, was Profis raten und was ich aus meinen heutigen Lebensumständen an Faktoren finde, die dies beeinflussen.
Expertenrat
Im ersten Schritt habe ich Informationen von verschiedenen Webseiten zusammengetragen und mir überlegt, in wie weit diese für mich relevant bzw. realistisch sind. Die beiden Aspekte, die für mich wichtig waren, sind die Frage, was andere meinen was ich an Einkommen im Alter benötige und für was man eigentlich sein Geld so ausgibt.
Höhe des Einkommens zum Rentenbeginn und Rentenlücke
Meine Recherche im Internet ergab einen Wert von 70 - 85 % seines letzten netto Einkommens soll man für seinen Ruhestand vorsehen.
Bei einem durchschnittlichen Einkommen von 2500 EUR Netto wäre das eine Spannweite der benötigten Rente zwischen 1.750 EUR und 2.125 EUR pro Monat. Die Rentenlücke bei ca. 43% Rente, bedeutet 1.075 EUR, wäre dann zwischen ca. 700 EUR und 1050 EUR pro Monat. Das ist schon einiges was es zu überbrücken gilt.
Bei einem Einkommen von 5.000 EUR wäre der benötigte Betrag zwischen 3.500 EUR und 4.250 EUR. Somit auch hier eine Lücke von 1350 EUR bzw. 2100 EUR pro Monat.
Was die Verbraucherzentralen von Bayern und NRW noch geschrieben hatten, dass man nicht vom Einkommen, sondern von der aktuellen Kaufkraft ausgehen soll. Achtung hier spielt die Inflation eine spannende Rolle.
Für was gebe ich Geld aus?
Wenn man von den allgemeinen Ratschlägen über die benötigte Höhe der Altersbezüge sich hin zu den persönlichen Werten entwickeln will, finde ich es wichtig für was man rein statistisch sein Geld ausgibt. Hierzu habe ich die folgenden Werte im Netz gefunden, die sich auch im Groben mit unseren derzeitigen Ausgaben decken.
25 bis 30 Prozent des Einkommens gehen für Wohnen drauf. Bei mir bedeutet das, unser kleines Eigenheim wird abbezahlt.
Für Ernährung soll man durchschnittlich 15% des Einkommens aufwenden. Bei zwei Kindern im Wachstum sind wir hier im Moment eher drüber. Aber wenn wir vom Ruhestand sprechen, kann das ein guter Wert sein.
Für Kommunikation und Unterhaltung gibt man laut Experten 12 % seines Einkommens aus. Das sehe ich ähnlich. Je nachdem wie man Unterhaltung definiert, geben wir hier vielleicht im Durchschnitt eher 15% pro Monat aus.
An dieser Stelle möchte ich noch drei Webseiten erwähnen, die ich in diesem Zusammenhang interessant fand.
- Handelsblatt - Die Rente mit 60
- FAZ - Die hohen Kosten des Ruhestands
- Interessante Beispielrechnungen auf ludwig-laux.de.
Meine Situation und Einkommen im Ruhestand
Um sich meiner Zukunft zu nähern habe ich zweit Fragen näher betrachtet. Von welchem Einkommen werden in der Zukunft meine 43% Rente berechnet werden. Welche Faktoren werden in meinem Ruhestand meine Ausgaben positiv bzw. negativ beeinflussen und wo gehe stand heute davon aus, dass die Kosten gleichbleiben werden.
Gehalt beim Eintritt in den Ruhestand
Im ersten Schritt habe ich mir überlegt, wie sich mein Gehalt bis zum Eintritt in den Ruhestand entwickeln wird. Nachdem man nie weiß wie sich die Umstände in den nächsten 19 Jahren weiterentwickeln, bin ich von einem Wachstum von 1 % ausgegangen.
Das ist weniger als die allgemein gewünschte Inflationsrate, aber ich sehe in den nächst Jahren auch keine Änderung der derzeitigen Situation, einer deutlich niedrigeren Inflation.
Das bedeutet mein Ziel Gehalt ergibt sich aus dem heutigen Gehalt und der allgemeinen Zinseszins Formel.
GehaltZiel = GehaltJetzt * (1+ 1/100) hoch 19
Somit habe ich das Gehalt, von dem die 40-43% Rente sich
errechnen werden.
Steigende und sinkende Kosten
Im zweiten Schritt habe ich mir nun überlegt, was sich im Ruhestand zu Heute verändern wird und welchen Einfluss das auf meinen Einkommensbedarf hat.
Kosten die im Ruhestand wegfallen werden
Berufsbezogene Kosten
Bei mir sind dies Kosten für die ÖPNV Fahrkarte, von derzeit etwas über 100 EUR. Gewisse Kosten für Kleidung, was aber nicht wirklich erheblich ist. Ich werde dann allerdings auch nicht mehr jeden Tag ins Kasino oder in die Fressmeile des nahen gelegenen Einkaufszentrums wandern. Das wird eine Ersparnis von 120 EUR im Monat auf jeden Fall ausmachen.
Neben den direkt Berufsbezogenen Ausgaben kann ich mir dann sicherlich auch die Kosten für die Premium Mitgliedschaft in Business Portalen wie Xing oder LinkedIn sparen. Das ist nicht so viel, aber auch Geld, das man nicht ausgeben braucht.
Kosten für Wohnung
Bis zur Rente ist unser Haus abbezahlt, somit fallen die Raten weg. Damit müssen wir für den Wohnraum keine Kosten mehr berücksichtigen. Ich werde hier aber nur 50% als Ersparnis berücksichtigen, da bei einer Nutzung von dann 30+ Jahren, die Kosten für die Instandhaltung nicht zu unterschätzen sind.
Kosten für Versicherungen
Von den heute von uns abgesicherten Risiken würde im Ruhestand meine Berufsunfähigkeitsversicherung wegfallen. Da hier auch ein Risiko Lebensversicherung zur Absicherung der Familie integriert ist, gehe ich davon aus, das ich ein halbes Monatsgehalt pro Jahr sparen kann.
Kosten für Mobilität
Wir haben derzeit 2 Autos. Ich gehe davon aus, das wir beim Eintritt in den Ruhestand nur noch ein Auto benötigen. Das halbiert unsere Kosten zwar nicht, aber mit 25-30% Ersparnis kann man schon rechnen.
Kosten die neu sind bzw. sich erhöhen
Besteuerung der Rente und Krankenkassen Beiträge
Die Renteneinkünfte müssen besteuert werden. Das bedeutet, das ich bei meinen Überlegungen dies nicht außer Acht lassen darf. Dasselbe gilt für Krankenkassen Beiträge. Bisher verschwinden diese Abzüge einfach auf dem Weg vom Brutto zum netto Gehalt. In der Zunft wird aber die Rente auf der Grundlage des letzten netto Gehalts berechnet, was diese Ausgaben dann ins Sichtfeld rücken.
Berufsbezogene Vergünstigungen fallen weg
Ich bekomme über meinen Arbeitgeber bei verschiedenen Geschäften Rabatte. Zum Beispiel bei einer Apotheke 10%, was sich bei einer 4-köpfigen Familie doch auch was bringt.
Höhere Kosten für Gesundheit und Medikamente
Mit dem Alter steigen in der Regel auch die Ausgaben für nicht von der Krankenkasse bezahlten Medikament bzw. Zuzahlungen.
Höhere Energiekosten
Derzeit sind zu mindestens am Vormittag alle 4 Personen des Haushalts nicht da, so das wenn alles gut läuft, wir kaum Strom für Licht, Radio, Fernseher oder auch Computer verbrauchen. Dasselbe gilt für die Heizkosten. Hier gehe ich schon von einer Erhöhung von 10-15 % zu heute aus.
Der Nachwuchs
Bis ich in Rente gehe werden unsere Kinder, wenn alles gut geht, aus dem Haus sein. Ich bin hier aber eher vorsichtig, da ein Studium sich auch einmal etwas hinziehen kann und dann noch Kapital Bedarf bestehen wird. Und wie man so schön sagt: Kleine Kinder kleine Kosten Große Kinder große Kosten.
Diese Kosten werden gleich bleiben
Kultur
Wir gehen nicht jedes Wochenende in die Oper. aber wir besuchen hin und wieder Rock Konzerte. Ich gehe davon aus, dass diese im Alter weniger werden. Aber dennoch möchte ich mir diese kleinen Fenster in der Zeit erhalten, in denen wir komplett aus dem Alltag gerissen werden. Deshalb sehe ich im Moment hier keine Ersparnisse vor.
Urlaub
Wir haben uns in den letzten Jahren auf 2 – 3 Urlaube im Jahr eingependelt. Davon ist einer etwas größer mit 2-3 Wochen und 2 im kleineren Rahmen, z.B. 5 Tage am Bodensee oder in Städtetrip nach Berlin. Dieses Vergnügen möchten wir uns auch so lange wie möglich erhalten. Es trägt immer etwas zu unserem Wohlbefinden bei und bietet uns auch immer eine neue Perspektive auf unseren Alltag.
Ernährung
Vermutlich werden wir im Alter weniger Nahrung kaufen. Allein der der sinkende Bedarf durch unsere dann hoffentlich nicht mehr so häufig anwesenden Kinder zahlt hier ein. Auf der anderen Seite habe ich über die letzten Jahre gemerkt, dass wir Schritt für Schritt uns den Luxus gönnen höherwertige Nahrung zu kaufen. Zum Beispiel das Fleisch vom Metzger um die Ecke statt des Supermarkts. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir nicht weniger Geld für Nahrung ausgeben werden.
Kommunikation und Unterhaltung
Unsere zwei Handys und der Festnetzanschluß werden uns wohl noch lange begleiten. Somit kann ich auch hier nicht davon ausgehen, das die Kosten sinken. Gleiches gilt bei der sinkenden Qualität des allgemeinen Fernsehprogramms, das durch einen steigenden Konsum von streaming Diensten ersetzt wird.
Das Ergebnis
Wenn ich das nun alles addiere und subtrahiere gehe ich im Moment von einem Einkommensbedarf von 85% meines letzten Gehaltes aus. Hier sind noch so manche unbekannte, aber auch ein gewisser Sicherheitspuffer hat seinen Platz gefunden.
Dabei bin ich mir sicher, dass das erst der erste Versuch war. In der Zukunft wird es mit neuen Erkenntnissen neue Runden geben.
Im nächsten Teil meiner Artikelserie werde ich dann auf die Frage "Wie viel Kapital benötige ich?" eingehen.
CALL 2 Action
Was habe ich vergessen? Welche Themen seh Ihr komplett anders?
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