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Gedanken zum Jahresabschluss 2020

 

Heute geht es mal nicht nur ums Geld. Das Jahr 2020 war Action pur. Gewollt oder ungewollt sind wir alle in einen globalen Zustand geraten, der Veränderung bringt und bringen wird. Familien existieren nicht mehr, Unternehmen hatten teilweise 10 Monate keine Umsätze. Auf der anderen Seite gingen auch Türen auf. Wer hätte gedacht, dass es plötzlich eine so breite Zustimmung zu Homeoffice in Unternehmen geben würde.

Vor diesem Hintergrund habe ich mir meine eigenen Gedanken gemacht. Welche Themen mich / uns im Jahr 2020 bewegt haben. Wie wir damit umgegangen sind und was 2021 uns bringen wird.

Rente

Die Pandemie hat uns zumindest zeitweise auch Zeit verschafft, sich etwas auf sich selbst zu besinnen. Man kann am Samstagvormittag nicht in drei Baumärkte fahren, um einen Duschvorhang zu kaufen, weil der alte nicht mehr gefällt. Ein Ergebnis aus dieser Zeit war die schlagartige Erkenntnis: 

Die Rente kommt! 

Nicht gleich, aber sie kommt und wir haben uns über das Thema noch nie wirklich Gedanken gemacht. Das hat uns, mich und meiner Frau schon einen Ruck gegeben. Die ehrenwerte Aufgabe wurde dann von mir übernommen, mir Gedanken zu machen. Zusammen haben wir entschieden, wie wir das angehen wollen. Seitdem sind ca. 8 Monate vergangen, in denen wir viel gelesen haben, einiges ausprobiert und vor allem unsere Ausgaben wurden aufgeräumt. Darauf bin ich ein wenig stolz.

Homeoffice

Ich habe nun das umstrittene Privileg seit ca. 9 Monaten fast durchgängig im Homeoffice zu arbeiten. Die Vor- und Nachteile, die man der Presse entnehmen kann, kann ich fast alle unterschreiben. Hier ging es uns zwar materiell besser als vielen anderen. Begründet ist das das ich praktisch keine Kurzarbeit hatte und auch auf ein privates Büro zurückgreifen konnte. Doch was die sozialen Auswirkungen ging, war ich wohl genauso betroffen wie viele andere. Es gab Wochen, in den ich von Montag bis Freitag 1-2-mal vor die Tür gekommen bin. Die Grenze zwischen Arbeit und Privat existiert nicht mehr. Der Weg zur Arbeit führt nach dem Kaffee holen am Morgen in der Küche genau 28 Schritte incl. 15 Stufen ins Büro.

Meine Arbeitszeit konnte ich nur sehr bedingt übersehen. Tür klingelt, Paket Bote vor der Tür. Kann man mit der Kaffee Pause im Büro vergleichen, in der man den neuesten Flurfunk abgreift. Aber wenn es dann um das Thema Homeschooling für unsere zwei Wonnepropen geht, ist Time Boxing sowas von Tot. Nachdem die Arbeit fertig werden muss, ging es wirklich früh los und abends wurden dann noch die letzten Mails nachgezogen.

Ja die Zusammenarbeit mit meinem Team hat eigentlich gar nicht funktioniert. Ich war durch den Orkan an Meetings, die plötzlich zu jeder Kleinigkeit notwendig waren, derart überbucht, dass gepflegte Kommunikation und das Eingehen auf Probleme in meinem Team flächendeckend hinten runtergefallen ist.
Die Quittung kam dann in unseren jährlichen Feedback Gesprächen.Diese nutzte mein Team für sauberen Gegenwind. Auf der einen Seite erschreckend, auf der anderen Seite hat es mich stolz gemacht. Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, dass ich von meinem Team auch Response bekomme.
Nichts desto trotz haben wir ein sehr gutes Ergebnis geschafft.

Meine beiden Escapes aus der gegebenen Situation waren der Versuch von Sport und Shopping. Wenn das Wetter es zulässt, versuche ich am Wochenende Sport zu treiben. Sport heißt bei mir Radfahren und etwas joggen. Das hat im ersten Shutdown auch ganz gut geklappt. Nun im späten Herbst war es dann zu oft zu kalt usw..... Nun ist eher der alternative Sport von der Hand in den Mund aufgekommen.

Damit mein Schrittzähler mich nicht zu traurig am Abend anschaut, bin ich gerne für meine Frau zum Einkaufen gegangen. Das hatte so seine Anfangsschwierigkeiten, aber wurde dann. Ich meine, woher soll ich wissen, dass man bei Suppenwürfel drauf achten muss, das nicht zu viel Zucker drin ist. Alternativ zu Lebensmitteln, habe ich versucht unser Shopping Verhalten so gut es ging in Richtung lokale Geschäfte zu verlagern, da ich dort hinlaufen, radeln oder fahren konnte. Womit wir zum Thema Support Your Local kommen.

Support Your Local

Für mich hat der Hash Tag #supportyourlocal über die letzten Monate wirklich an Bedeutung gewonnen.

Einschneidendstes Erlebnis war hier die Insolvenz unseres Haus und Hof Spielzeug Ladens im Ort. Es gab fast keine Kindergeburtstagseinladung in der nicht vermerkt war, dass dieses Geschäft eine Geburtstagskiste bereithielt. Was wir auch regelmäßig nutzten. Dann war er nach dem ersten Lockdown weg.

Ähnliches ist mit unserer Lieblingsbäckerei geschehen. Echte Backstube, weiß gekleidete Bäcker machen morgens um 900 Uhr Pause auf der Terrasse und die Torten und Brezen schmecken einfach anders. Nach dem ersten Lockdown war Schluss. Den Kettenbetrieb eine Straße weiter gibt es heute noch und das aufgebackene Gefriergut schmeckt immer noch nicht.

Sowohl im ersten wie auch im aktuellen Lockdown haben wir unsere regelmäßig besuchten Restaurants durch Abholungen unterstützt. Gerade unser Stamm Kroate, 5 Minuten Fußweg ist unschlagbar, hat uns fast öfter gesehen wie sonst. Ich möchte an dieser Stelle auch klar zum Ausdruck bringen, dass es hier auch um die Erhaltung unseres eigenen Luxus geht. Shitstorm bitte in die Kommentare.

Bücher hatte ich in der Vergangenheit aus Bequemlichkeit in der Regel beim Versand Primus bestellt. Unsere ortsansässige Buchhandlung mit angeschlossener Papeterie haben wir eigentlich immer nur Anfang September für die Schulsachen zu Gesicht bekommen. In der letzten Zeit wurden Bücher aber auch dort gekauft. Wieder ein Grund, ein paar Schritte zu laufen. Ja ich lese ab und an Bücher und dann in Papierform. Wahrscheinlich altersbedingtes Verhalten.

Gesundheit

Fazit für dieses Jahr. Heiter bis wolkig mit gelegentlichem Regen. Corona ist in aller Munde. Bei uns noch nicht. Wir sind bisher davongekommen, was ich auch nicht missen möchte.

Körperlich sind wir eigentlich gut durch die Zeit gekommen. Keine größeren Eskalationen. Mein Bürostuhl ist zwar dieses Jahr volljährig geworden und musste dann raus, aber die Rücken und Knie Probleme, die damit einhergingen, waren erträglich und temporär.

Psychisch hat das Jahr aber doch sauber an uns genagt. Homeschooling parallel zum Vollzeitjob kostete Kraft. Entfernt lebende Oldies, denen man nicht eben mal den Einkauf vorbeibringen kann, zerrt an den Nerven. Auch die Umstellung von 1 Stunde Arbeitsweg mit enthaltenem Umschalten von Beruf auf Privat zu 28 Schritte bis ins Büro will bewältigt werden. Was ich bisher noch nicht hatte, sind Existenzängste. Das ist einer der Punkte, die mich und auch uns aufrecht gehalten haben. Es geht weiter und ist endlich. Ein weiterer für mich positiver Punkt ist die Tatsache, dass ich noch nie so viel Zeit mit meinen Kindern verbringen konnte. Das war für die Kids zwar erstmal gewöhnungsbedürftig, für mich aber eine coole Sache.

Unsere Ziele für 2021

Wenn Du jetzt hier Ziele erwartest, bitte meinen erklärenden Blog Post "Von Zielen zu meinem System für den Vermögensaufbau" lesen.
Messbare Ziele wird es wohl erstmal nicht geben. Dennoch habe ich mir natürlich ein paar Gedanken gemacht, wie ich mir 2021 vorstelle und welche Themen in den Vordergrund rücken werden.

Homeoffice

Das Thema Homeoffice wird sich unabhängig von der Covid-19 Situation in meinen Arbeitsalltag manifestieren. Das bedeutet aber auch, das ich noch einige Veränderungen vornehme. Meine Dauerkarte für den ÖPNV macht bei max. 3 Tagen pro Woche im Büro keinen Sinn mehr. Auch unser Büro im Homeoffice wird noch etwas nachhaltiger gestaltet werden müssen. Bisher habe ich, wie bereits erwähnt, einen neuen Bürostuhl mir besorgt. Nun werden wohl auch noch die altersschwachen Monitore ersetzt werden müssen. Organisatorisch muss ich das Job On / Off noch deutlich besser in den Griff bekommen, damit man von einer Work Life Balance sprechen kann.

Familie

Ich möchte die gewonnene Zeit mit meinen Kindern nicht missen. Das ist ein Punkt, der auf jeden Fall bleiben soll. Dafür wird es umso wichtiger sein, dass meine berufliche Organisation eine bessere Trennung von Beruf und Familie ermöglicht.

Gesundheit

Meine Waage sagt, dass meine Ersatzsportart Hand zu Mund nicht optimal ist. Die Werte steigen schneller als die Tech Aktien Kurse an der NYSE. Hier werde ich schauen müssen, dass ich wieder mehr Zeit für aktivere Sportarten ohne Kalorienzufuhr finde. Zusätzlich wird es Sinn machen, Nahrung zu finden, die man Gedankenlos essen kann, ohne dabei zuzunehmen. Erste Versuche mit Blaubeeren haben hier gute Ergebnisse gebracht.

Geld

Im Jahr 2020 haben wir begonnen das unaufhaltsame anzunehmen und etwas für unsere Altersvorsorge zu tun. Das wird sicherlich so weitergehen. Schwerpunkt werden die weitere Konsolidierung der Ausgaben und damit die Steigerung der Sparquote sein. Wenn die Situation sich wieder stabilisiert und wir als Familie ausgeglichener sind, möchte ich vielleicht auch eine gewissen Änderung an unserer Komfort Zone angehen. Das haben wir bisher nicht gemacht.

Bei meinen Investitionen bin ich bisher eher in die Breite gegangen. Verschiedene Wertpapiere und P2P Plattformen. Im nächsten Jahr möchte ich schauen, was davon sich als stabil erweist und dann eher die Beträge auf einzelnen Positionen erhöhen. Ein Thema, das ich persönlich sehr spannend finde, sind Optionen. Hier werde ich mich in der nächsten Zeit intensiver einlesen und wahrscheinlich einige Versuche im Jahr 2021 starten.

Das Ende naht

Du hast es geschafft. Du hast meine Gedanken ganz gelesen. Dafür möchte ich Dir sehr herzlich danken. Bitte halte kurz inne, bevor Du einen Shitstorm auf meinen Kommentaren lostrittst. Halte Dir vor Augen, dass es sich hier um meine Gedanken handelt und auch um mein Umfeld. Mir ist absolut bewusst, dass wir hier an verschiedenen Stellen privilegiert sind und ich deshalb niemandem etwas empfehlen oder sogar vorschreiben kann. Unsere Klagen sind in der derzeitigen Situation auf hohem Niveau.

Ich wünsche jedem Leser alles erdenklich Gute für das Jahr 2021.
 
 

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