Wer mich etwas verfolgt, weiß, dass ich von Zielen in vielen Lagen des Lebens nicht so viel halte. Meistens ist das Erreichen von Zielen entweder mit mangelnder Nachhaltigkeit bzw. kollateral Schaden verbunden.
Alternativ haben viele Ziele, auch wenn sie S.M.A.R.T. formuliert sind, nicht wirklich einen Mehrwert. Ziele sind auch gerne über lange Zeiträume gesetzt. Diese führt dazu, dass man die Planung ihre Erreichung nicht überschauen kann.
Im folgenden möchte ich darauf eingehen, wie ich meine Ziele definiere.
Ziele ohne Mehrwert
An den beiden folgenden Beispielen möchte ich veranschaulichen, warum ich eher kritisch gegenüber Zielen bin. Mein erstes Muster ist das immer gerne genommene Ziel für die jährlichen Dividenden Einnahmen.
Ziel: Ich möchte im Jahr 2021 insgesamt 2.000 EUR an Dividenden einnehmen.Laufzeit dieses Ziels beträgt 1 Jahr. Ich gehe davon aus, dass die Anzahl der Aktien Crashes incl. Dividendenkürzungen im nächsten Jahr niemand voraussagen kann. Kann ich das beeinflussen? Sicherlich nicht. Damit macht so ein Ziel für mich keinen Sinn. Wenn ich ein Ziel erreichen möchte, dann muss ich es auch durch mein Zutun erreichen können.
Dieses Ziel bedeutet auch, dass man mit 1.999 EUR sein Ziel nicht erreicht hat. Obwohl man ja 1.999 EUR mehr in der Tasche hat. Das bedeutet für mich, dass der Mehrwert, der 1.999 EUR, gegenüber dem nicht erreichten Ziel in den Hintergrund tritt.
Ein anderes Beispiel lese ich oft in F.I.R.E. Blogs.
Ziel: Ich habe das Ziel in 10 Jahren finanziell unabhängig zu sein und in Rente zu gehen.
Hier liegt dieselbe Problemstellung. Langer Planungshorizont mit nicht definierbarem Zielbild. Man ist nicht in der Lage für 10 Jahre zu planen. Auch das Zielbild, wieviel Geld benötige ich in meiner Lebenssituation in der nächsten Dekade, ist schwer zu beziffern.
Bei solchen Zielen hat man immer das Ergebnis im Auge. Viel wichtiger ist es für mich, sich auf den Weg zu fokussieren.
Der Weg ist das Ziel
Nachdem ich beschrieben habe, warum ich viele Ziel als nicht sinnvoll erachte, möchte ich etwas mehr auf meine Vorgehensweise eingehen. In fast jedem Ratgeber, den ich über Kapital Aufbau gelesen habe, ist eine Zentrale Aussage: Du brauchst Zeit, um Reich zu werden.
Ich möchte nun nicht Reich werden, aber dennoch soll das Ergebnis ein entsprechendes Sümmchen sein. Das heißt ich werde über einen längeren Zeitraum mich mit dem Thema Vermögensaufbau beschäftigen müssen. Auch werde ich über einen längeren Zeitraum Ergebnisse erzielen müssen, die man als erfolgreich bezeichnen kann.
Deshalb habe ich mich dazu entschlossen meine Sichtweise auch auf die erfolgreiche Bewältigung des Wegs zu fokussieren und nicht auf die langfristigen Ziele.
Folgende Fragen stehen dabei für mich im Fokus:
- Wie gehe ich vor, um meine Vision zu erreichen?
- Was kann ich tun, um mich weiterzuentwickeln?
- Welche Ergebnisse kann ich durch mein Zutun erreichen?
- Was kann ich aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen und besser machen?
Mein System und Ziele mit Mehrwert
Beruflich bin ich in der Softwareentwicklung zu Hause. Hier ist man vor einigen Jahren im Rahmen der agilen Software Entwicklungs Bewegung von langfristiger Planung weg gegangen. Heute arbeitet man oft mit einer Roadmap und kurzfristigen Plänen. Der Planungshorizont beträgt 2-4 Wochen, Sprint genannt. Damit konnte die Lieferqualität und Liefertreue um ein Vielfaches erhöht werden.
Projektziele wurden durch eine Projektvision ersetzt. Gerade bei größeren Projekten ist die Differenz zwischen den ursprünglichen Projektzielen und dem Ergebnis oft sehr groß. Somit sind zu detaillierte Projekt Ziele oft nicht sinnvoll. Eine Vision beschreibt ein Zielbild, das auf dem Weg immer mehr konkretisiert wird.
Ein Projekt hat nun einen möglichst frühen Live Gang der Software incl. kurzer Review Zyklen. Der erste Live Gang findet mit einem MVP (Minimal Valuable Product) statt. Danach erfolgen weitere Verbesserungen und Weiterentwicklungen auf der Grundlage der Erfahrungen durch den MVP.
Dieses Vorgehen möchte ich nun auch auf meinen Vermögensaufbau übertragen.
Schritt 1: Meine Vision
Meine Vision lautet:
Ich möchte durch Investitionen mein Einkommen im Rentenalter so verbessern, das ich und meine Familie ein ruhiges Leben führen können. Dabei möchten wir unseren Lebensstiel nicht mehr als nötig zurückschrauben.Hierfür habe ich mir eine Roadmap überlegt, auf der ich möglichst weit kommen möchte. Diese Roadmap funktioniert so ähnlich wie beim Crowdfunding. Es gibt eine minimale Summe, mit der das Projekt als erfolgreich gilt. Kommt mehr Geld dazu, werden vom Projekt Initiator weitere Add On‘s definiert.
Ich habe mir zunächst eine absolut einfache Roadmap überlegt, die aber meine Bedürfnisse und strategischen Leitplanken beinhaltet.
Roadmap
- Durch Kapitalerträge 25 % meiner derzeitigen festen Konsumkosten decken
- Durch Kapitalerträge 50 % meiner derzeitigen festen Konsumkosten decken
- Durch Kapitalerträge 25 % meiner derzeitigen festen Kosten ohne Darlehenstilgungen decken
- Mit 67 Jahren in Rente gehen, geringfügige Einschränkung bestehen
- Mit 67 Jahren in Rente gehen, bei unverändertem Lebensstiel
- Mit 65 Jahren in Rente gehen, geringfügige Einschränkung bestehen
- Mit 65 Jahren in Rente gehen, bei unverändertem Lebensstiel
- Einige Jahre früher in Rente gehen
Schritt 2: Mein MVP
Mein MVP besteht aus 6 Punkten:- Einen ersten Wert für das benötigte Einkommen benötige im Alter
- Eine erste Antwort auf die Frage nach dem benötigten Kapital zur Einkommenssicherung
- Meine Ausgaben so organisieren, das ich verstehe, wofür ich Geld ausgebe.
- Ich habe hinterfragt, wo Sparpotentiale liegen und die Umsetzung begonnen
- Mein Knowhow im Bereich Finanzen beutlich größer Null
- Ein erstes Portfolio an Wertpapieren und anderen Assets steht
Derzeit bin ich auf einem guten Weg. Vielleicht habe ich eine erste Version am Ende des Jahres implementiert. Gerade das Thema Know How und Erfahrungen ist derzeit sehr stark im Aufbau begriffen.
Schritt 3: Meine Sprints
Ich habe mich für einen 4 Wochen Sprint entschieden. Das hängt mit meinen Gehaltszahlungen und den anderen monatlich auftretenden Ausgaben und Einnahmen zusammen. Für den Anfang mache ich am Ende eines Monats einen Review, was gut gelaufen ist und was nicht. Nach einem Jahr kann ich dann für jeden Monat mir überlegen, was ich im nächsten Jahr berücksichtigen muss.Schritt 4: Post MVP
Neben dem agilen Software Entwicklungsprozess bin ich auch ein großer Fan vom KVP, dem Kontinuierliche Verbesserungsprozess.
Am Ende eines Sprints oder einer Version einer Software, überlegt man sich, was man im Entwicklungsprozess und an der Software in der Zukunft besser machen kann.
Genau das wird auch bei meinen Investments passieren. Die Punkte aus dem MVP werden kontinuierlich hinterfragt und weiterentwickelt. Das Ergebnis nenne ich dann System.
Ein System ist ein Konzept, wie man erfolgreich eine Vision erreichen kann. Die Idee des Systems ist allerding nicht auf meinem Mist gewachsen. Es entstand zwar aus meiner 20-jährigen Erfahrung als Softwareentwickler, aber so den letzten stups habe ich durch ein Buch von Scott Adams mit dem Titel How to Fail at Almost Everything and Still Win Big* bekommen.
Scott Adams ist besser bekannt als der Zeichner von Daily Dilbert. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen.
Schritt 5: Roadmap entlanghangeln
Kommt das System in Gang, werden die Variablen aus dem MVP immer konkreter. Diese sind: Notwendiges Einkommen im Alter, dafür benötigtes Kapital, feste Kosten, Sparpotential und Portfolio Stabilität. Zum Schluss aber am wichtigsten: Knowhow und Erfahrung.Ich gehe davon aus, dass bis das System stabil läuft sicherlich einige Jahre ins Land ziehen. Ist aber der Zeitpunkt gekommen, kann ich auch eine verlässlichere Aussage treffen kann auf welchem Niveau meiner Roadmap ich mich befinde.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen